Ein Blick auf die Schätze der Gegenwart

von Sabrina Böhm

Kaum hat das Jahr begonnen, werden viele von einer Welle der Selbstoptimierung erfasst. Nach dem Festtagsschmaus folgt das nagende Gewissen und der Drang, sich jetzt doch mal im Fitnessstudio anzumelden. Und überhaupt: was will ich dieses Jahr (erreichen)? Was soll sich unbedingt ändern? Was will ich alles erleben?

Das Gedankenkarussell dreht sich schneller und schneller, doch ich sage mir: Stop! Mich jetzt mit unfassbar vielen Vorsätzen und Regeln zu kasteien, macht mich nicht glücklich. Ich lasse den Winter lieber Winter sein. Ich schlafe länger und öfter, mache ausgedehnte Spaziergänge oder gucke an Regentagen einfach nur Serien. Die Ruhe der Jahreszeit soll auch in mir wohnen.Und mir ist klar: Es ist ein Privileg, mal nichts zu tun.

Befreit vom Konsum- und Karrierestress, ohne Selbstoptimierungswahn und Höher-weiter-schneller-Denken möchte ich gerade in den ersten Monaten eines neuen Jahres das schätzen, was ich habe. 

Immer nur mit dem Kopf in der Zukunft hängen, lässt einen die kleinen, schönen Alltagsmomente übersehen. Und gerade in der dunklen Jahreszeit zehren wir doch von jedem Glücksmoment. 

Momente des Glücks finde ich immer wieder beim Besuch des Glückslokals. Hier kann ich unter Menschen sein, die ähnlich ticken, die ihre Konsumentscheidungen hinterfragen und das Vorhandene schätzen. Ich freue mich sehr, Teil dieses schönen Glückskosmos zu sein. 

Fast Fashion

von Doris Steuer und Nina Lage-Diestel

Wie in jedem Jahr fand im November die Europäische Woche der Abfallvermeidung statt, dieses Jahr unter dem Motto „Nachhaltige Textilien: Wiederverwendung statt Verschwendung“. Passend dazu wurden wir von Bündnis eine Welt zum „Slow Fashion Samstag“ eingeladen und insbesondere die Diskussionen zu Menschenrechten und Umweltverschmutzung waren für uns noch einmal eine gute Erinnerung, warum es so wichtig ist, nach Möglichkeit Fast Fashion zu vermeiden. Als Fast Fashion wird Kleidung bezeichnet, die billig produziert wird und sehr schnelle Anpassung an Modetrends ermöglicht, sie ist zu günstigen Preisen zum Beispiel bei H&M oder Primark erhältlich. Die Kritik an Fast Fashion ist eindeutig: Überproduktion (sogenannte „Wegwerf-Mode“), mangelnde Qualität, hoher Ressourcenverbrauch und vor allem schwierige Arbeitsbedingungen für Textil-Arbeiter*innen.

Beim Slow-Fashion-Samstag durften wir CIR (Christliche Initiative Romero) kennenlernen, die sich für Arbeits- und Menschenrechte auch in der Bekleidungsindustrie einsetzt. CIR befragte u.a. Arbeiter*innen in Sri Lanka – die Ergebnisse sind erschreckend: „Über 50% der befragten weiblichen Beschäftigten machen mehr Überstunden als gesetzlich erlaubt“. Erlaubt ist eine maximale Arbeitszeit von 57 Stunden pro Woche einschließlich Überstunden. Die Befragten arbeiteten teilweise bis zu 80 Stunden pro Woche. Außerdem: „35 von 76 (46%) verdienen in der regulären Arbeitszeit weniger als den Mindestlohn.“ Der Mindestlohn beträgt 79€ für Arbeiter*innen im Bekleidungssektor. Nach Berechnung der Asia Floor Wage Alliance liegt der existenzsichernde Lohn bei 296€. Die Liste der Menschenrechtsverletzungen lässt sich ewig fortführen. 

Wir wissen, dass es politische Lösungen braucht, auch wenn die Verantwortung für Veränderung gerne uns Konsument*innen zugeschoben wird. Ein Sorgfaltspflichtengesetz, das Unternehmen zur Einhaltung der Menschenrechte in der gesamten Lieferkette verpflichtet, ist EU-weit in Planung. Das deutsche Lieferkettengesetz ist in Kraft, greift aber nur unter bestimmten Voraussetzungen (z.B. für Unternehmen mit mindestens 3000 Mitarbeiter*innen). Unser privater Konsum ändert nicht direkt die Textilindustrie, dennoch haben wir es selbst in der Hand, ob oder wie häufig wir in einen Fast-Fashion-Laden hereingehen, um Neuware zu kaufen. Lasst uns Second-Hand-Kleidung ein zweites Leben schenken, wann immer es uns möglich ist: Wiederverwendung statt Verschwendung!

Auch die Kleidung spricht mit uns!

von Entesar Al-Bareki

Wir öffnen oft die Schranktür und fragen uns: Was sollen wir heute anziehen? Am Ende wählen wir oft dieses eine T-Shirt oder diesen einen Pullover mit bequemen Hosen oder Jeans, weil sie immer unsere Favoriten sind. Aber wieso? Sprechen sie mit uns, um sie auszuwählen?! Ja, und wundert euch nicht über meine enorme Vorstellungskraft, bis ihr den Rest der Zeilen gelesen habt, um zu sehen, ob sie wahr sind oder nicht.

Lasst uns gemeinsam den größten Teil unserer Garderobe erkunden. Oft ist ein Stück Kleidung hinter einem Kleiderhaufen versteckt, so dass es offen sagt, dass wir es nicht mehr benötigen. Oder die Kleidung, die schon in der Jugend in die Erinnerungskiste geworfen wurde, um uns zu sagen, dass diese schönen Tage vorbei sind. Und sie sind wirklich vorbei! Lasst uns die Vergangenheit hinter uns lassen und in der Gegenwart leben. Oder das Geschenk unserer verstorbenen Großmutter, das uns sehr am Herzen liegt, aber wir werden es nie tragen. Was wäre mit diesem Kleidungsstück, das anfängt zu sagen, dass es Zeit ist zu gehen? Bitte sortiere mich aus, ich habe dir so lange gedient. Auf der linken Seite ist der Ständer mit schwarzen Kleidern, der dir sagt, dass du mich nicht verurteilen sollst, nur weil ich angeblich die Farbe der Traurigkeit bin. Ich bin einfach nur eine schöne Farbe!

Wie wäre es mit diesem kurzen weißen Hemd oder Kleid mit der Aufschrift „Sei mutig und trage mich“? Oder im obersten Regal im Schrank: Dieses eine teure Stück, das so schön aussieht, aber traurig macht, weil es nie getragen wurde. Es gibt endlose Beispiele!

Wenn wir versuchen, jedem Stück zuzuhören, werden wir feststellen, dass sie mit uns kommunizieren. Sie geben uns Freude und Trost und umgekehrt. Kleidung liebt es, dass wir sie behandeln wie unsere Kinder und diejenigen, die wir lieben. Kleidung mag es nicht, angehäuft zu werden, nur weil manche dachten, einkaufen wäre eine Lösung, um sich besser zu fühlen. Die Kleidung möchte, dass wir sie nicht anhand ihres Marken-Labels betrachten, ohne an jeden Faden und alle einfachen Arbeiter*innen zu denken, die ihre Tage damit verbringen, diesen Pullover für den niedrigsten Lohn zu nähen.

Meine Idee ist: Kleidung für ihre Qualität und Umweltfreundlichkeit zu lieben, und sonst nichts. Anderen unsere liebsten Kleidungsstücke zu geben, ist wie einem von Dürre heimgesuchten Ort Wasser zu geben, damit er wieder zum Leben erwacht. Die Kleidung hören und ihr zuhören, wenn sie sagt: Kauf uns oder spende uns oder sortiere uns aus und begegne uns mit Dankbarkeit. Und wir werden dieses Gefühl mit dir austauschen und es an andere weitergeben. Hier endet ein Lebenszyklus und ein neuer beginnt.

Aktuelles aus dem Glückslokal

von Nina Lage-Diestel

Man könnte meinen, ein Sommerloch setze langsam ein – Aber nein, nicht mit uns! Tatsächlich passiert derzeit eine ganze Menge im Hintergrund und unser Plan, Zeit in Bildungsarbeit zu investieren, nimmt gerade ganz schön Schwung auf. Vor einiger Zeit schon haben wir uns mit Enactus Kiel, einer Gruppe Studierender von der Christian-Albrechts-Universität, vernetzt und überlegt, wie wir voneinander profitieren und lernen können. Im Juni war es endlich so weit: In einem gemeinsamen Prozess haben wir mit unterschiedlichen Design-Thinking-Methoden mehrere Workshop-Modelle entworfen, die wir weiter ausarbeiten können, um dann zukünftig unser Wissen weiterzugeben.

Ganz im Zeichen von Wissenstransfer und Austausch von Ideen steht auch unsere Kooperation mit dem Leihladen Kiel: Nachdem wir unsere ganz unterschiedlichen, aber eben doch ähnlichen Projekte gegenseitig besser kennenlernen konnten, haben wir schon einige Ideen gesponnen, was wir als Tandem beim Kiel Kann Mehr Festival anbieten möchten. Wir tüfteln kreativ noch weiter herum und spätestens am 27. August (dem Auftakt der 2. Kieler Klimawoche) erfahrt ihr dann beim diesjährigen Zukunftsfestival auf der Reventlouwiese, was wir uns Schönes überlegt haben.

Außerdem hat diesen Monat unsere AG „Schul-Glück“ das Licht erblickt! Wir würden sehr gerne zukünftig mit Schulen zusammenarbeiten, Gruppen von Schüler*innen zu uns einladen und sie beim Thema „nachhaltiger Konsum“ begleiten und (hoffentlich) dafür begeistern. Ein Team aus mehreren Ehrenamtlichen hat sich nun zusammengefunden, um an verschiedenen Entwürfen für eine Workshop-Rallye durch das Glückslokal zu arbeiten. Wer uns auf dem Weg der AG „Schul-Glück“ begleiten möchte, ist herzlich zum nächsten Planungstreffen am Mittwoch, den 17. August eingeladen! Bei schönem Wetter treffen wir uns nachmittags im Innenhof der Alten Mu.

Deutscher Erdüberlastungstag

von Nina Lage-Diestel

Dieses Jahr war es bereits am 4. Mai so weit: Deutscher Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day), wir haben innerhalb von nur 125 Tagen die Ressourcen, die uns eigentlich für ein ganzes Jahr zur Verfügung stehen, aufgebraucht. Uff. Wenn alle Bewohner*innen dieses Planeten derartig Ressourcen vergeuden würden, bräuchten wir die Fläche von drei Erden. Und nun? Nun leben wir auf Kosten zukünftiger Generationen und der Menschen im globalen Süden. Es gibt ein unangenehmes, aber treffendes Wort dafür: Externalisierung.

Externalisieren bedeutet hierbei, dass wir die negativen Auswirkungen unserer Art des Wirtschaftens nach außen verlagern, wir leben also auf Kosten anderer, unbeteiligter Dritter. Stephan Lessenich erklärt in seinem Buch „Neben uns die Sintflut“: „Die zentralen Begriffe einer Soziologie der Externalisierungsgesellschaft lauten dementsprechend Macht, Ausbeutung und Habitus.“ Und damit beschreibt er in wenigen Worten das ungleiche Verhältnis zwischen „uns“ im globalen Norden und „den anderen“ im globalen Süden, auf die wir unsere eigenen sozialen und ökologischen Schäden abwälzen.

Die Auslagerung der Kosten für unsere Lebensweise ist die eine Sache. Die Ausblendung der strukturellen Zusammenhänge eine andere. Lasst uns bitte nicht unsere Verantwortung in dieser Welt vergessen und nicht aufhören, die Systemfrage zu stellen. Denn: Externalisierungsstrukturen können nicht ausschließlich durch individuelles Konsumverhalten aufgebrochen werden, auch wenn individuelle kleine Schritte natürlich ein guter Anfang sein können. Aber eben nur ein Anfang.

Kräuter vor der Glückslokal-Tür

von Angelika Junge

Hast du schon gesehen, wie es überall grünt? Auch vor der Tür des Glückslokals, insbesondere im Alte-Mu-Innenhof. Die Permakulturgruppe erntet bereits jede Menge Kräuter! Und ihr könnt es auch! Welche? Hier sind unsere Lieblinge – direkt an der Tür.

Zitronenmelisse und Minze sind Kulturkräuter. Ihr kennt sicherlich den zitronigen, fast sommerlich frischen Geschmack der Zitronenmelisse für Tee oder auch für Salate. Minze ist natürlich bekannt zur Unterstützung der Verdauung, ist aber im Sommer – heiß getrunken – sehr erfrischend und durstlöschend. Ich empfehle sie gerne zum Backen von Schokokeksen und -kuchen! Das bewirkt den besonderen Effekt wie bei After Eight: Eine Hand voll frischer Minzblätter klein wie Petersilie schneiden (mit einem großen Messer wiegen) und in den Teig mischen, dann werdet ihr sehen, wie das Aroma seine Wirkung tut.

Blaulila blühender Gundermann, zarter Giersch, Löwenzahn, hübscher Beinwell und der zarte Kleine Wiesenknopf (auch Pimpernelle) sind Wildkräuter mit richtig vielen Vitaminen und Mineralstoffen. Also absolut gesund zu dieser Jahreszeit. Alle haben einen mehr oder weniger starken, würzigen Geschmack und eignen sich bestens fein gehackt/ gewogen für Dips und auf Brot, für Smoothies und für Suppen. Nur die schönsten Blätter handverlesen sammeln, vorsichtig waschen, abtupfen, verarbeiten und genießen. 

Gundermann: Triebspitzen sehr würzig als Speise, bei Husten, Durchfall, Stellen im Mund, als Tee für schlecht heilende Wunden.

Giersch: Zahlreiche wertvolle Inhaltsstoffe wie Eisen, Kalium, Magnesium, Kalzium, Zink, Vitamin C und A… es ist ein gesundes Wildgemüse! Gerne als „Masse“ im Wildsalat nutzen. Bitte nicht verwechseln mit Hundspetersilie oder Gefleckter Schierling: Sie haben ähnliche weiße Blüten aber die Blätter sind viel feiner, nicht so fleischig und saftig.

Kleiner Wiesenknopf/Pimpernelle: Sehr vitaminreich für Salate und Smoothies, Tee bei Stellen im Mund, Behandlung von Wunden, bei Sonnenbrand und unreiner Haut.

Löwenzahn: Die zarten Blätter, die Knospen, Blätter und auch die Wurzel sind leicht bitter und können wie Rucola verwendet werden.

Beinwell: Ist ähnlich wie Borretsch, vom Geschmack her gurkenähnliches Wildgemüse (nur wenig davon essen wg. nachgewiesener Pyrrolizidinalkaloide). Heilung von stumpfen, nichtblutenden Verletzungen wie Prellungen und Verstauchung insbesondere am Bein. Sehr gut zum Mulchen und Düngen des Gartens!

Man kann ganze Romane über spannende Wildkräuter schreiben, denn sie sind von der Natur präsentiertes Superfood, genau zur richtigen Zeit des Jahres. Warum? Ihr kennt sicherlich auch die Anzeichen von Frühjahrsmüdigkeit? Oder versorgt ihr euch mit Nahrungsergänzungsmitteln? Na, in der Natur und eben auch vor der Tür des Glückslokals bekommt ihr sie umsonst – nur bücken, pflücken, Duft einatmen und sich schon dabei gestärkt fühlen.

Bei vielen Kräutern ist es so, dass in dem Moment, wo sie Blüten entwickeln, die Blätter ihre gute Wirkung verlieren, dann investiert die Pflanze in Schönheit/ Insekten bzw. in die Produktion ihrer Nachkommen – in Saat! Es gibt ziemlich viele Bücher, in denen all dies ausgeführt wird. Ich verwende gerne von Rudi Beiser: Unsere essbaren Wildpflanzen aus dem Kosmos Verlag und – ganz neu aus diesem Jahr – das sehr hübsche Buch von Martina Merz:  Wildkräuter – Bestimmen, Sammeln, Zubereiten: Rezepte für Pestos, Chutneys, Pizzen, Salate, Pasta-Gerichte, Gebäcke, Smoothies… aus dem Becker Joest Volk Verlag. Martina Merz hat viele flotte Videos auf YouTube und kann wunderbar erklären.

TEE

Sucht ein paar der schönsten Blätter aus, pflückt sie vorsichtig und gießt heißes Wasser drüber. 5-10 Min ziehen lassen. Das bezieht sich insbesondere auf Minze und Zitronenmelisse. Geht aber ebenso gut mit Brennnessel (entwässernd, entschlackend, Milchproduktion fördernd). Bei den Wildkräutern empfehle ich eher eine Mischung, gerne auf der Basis von Brennnesseln (fest mit zwei Fingern anfassen, dann brennen sie nicht) und dann beliebig andere dazunehmen. Zum Beispiel ein- oder drei Mal am Tag einen Becher trinken!

SMOOTHIE

Als Basis empfiehlt sich Saft oder Wasser, Banane und Apfel, Gurke und dann nach Belieben Kräuter. Zum Würzen etwas Salz, Knoblauch… Lecker!

SUPPE

Grüne-Neune-Suppe (ein altes Rezept für die Frühlingszeit)

9 verschiedene Wildkräuter – Und daraus eine Suppe kochen: Die Wirkung ist belebend und entschlackend, was nach den langen Wintermonaten unserem Körper guttut.

Zum Beispiel:

je eine Hand voll von 9 ausgewählten Kräutern:

Löwenzahn (zarte Blätter, Knospen, Wurzel: schrubben und in kleine Stücke schneiden)

Gänseblümchen (Blätter und Blüten)

Taubnessel (Blätter und Blüten)

Giersch (junge Blätter)

Brennnessel (Blätter)

Vogelmiere (Blüten und Blätter)

Knoblauchrauke (Blüten und frische Blätter)

Gundermann (Spitzen mit Blättern und Blüten)

Kleiner Wiesenknopf (Knospen und Blätter)

Sauerampfer (zarte Blätter)

Ehrenpreis (Blüten, Blätter, Stängel)

Schafgabe (Blätter, weiße Blüten)

Wegerich (zarte Blätter)

Kräuter gut waschen, abtupfen (schöne Blüten an die Seite legen) und mit einem scharfen großen Messer klein schneiden/ wiegen.

1 gehackte Zwiebel in die klein geschnittene Löwenzahnwurzel in 1 EL Öl andünsten.

3 größere Kartoffeln waschen (ggf. mit Schale), in Würfel schneiden und zu den Zwiebeln geben.

1 Liter Wasser hinzufügen.

3 Esslöffel Gemüsebrühe hinzufügen oder alternativ Salz und Pfeffer und 9 Min kochen lassen.

Anschließend Herd ausstellen und die fein gehackten Kräuter unterrühren sowie 3 Teelöffel Schmand oder Sahne, 9 Min ziehen lassen, mit Blüten dekorieren und heiß essen. Und genießen!

Wir bauen um

von Nina Lage-Diestel

Erinnert ihr euch noch an diese vor-pandemische Zeit, als wir alle täglich im Internet unsere Stimme für das Glückslokal abgeben durften, um beim Umweltpreis der Stadtwerke Kiel finanzielle Unterstützung für die Vereinskasse zu gewinnen? Lang ist’s her, doch wir haben unser Ziel nicht aus den Augen verloren. Den Gewinn möchten wir investieren in etwas, das wir alle kennen und lieben: das Glückslokal! Wir bauen um – mit viel Tamtam. Und das meinen wir ganz wörtlich, denn unsere ehrenamtliche AG Umbau hat mehrere Angebote von Expert*innen eingeholt und sich dazu entschieden, mit dem studio tamtam aus der Alten Mu zusammenzuarbeiten.

Mit den beiden Event- und Interior-Designerinnen Kim & Dana möchten wir ein Raumkonzept für unseren zweiten großen Raum erarbeiten. Dort tummeln sich nicht nur Kleiderständer, sondern auch verschiedenste Glücksteile aus den Bereichen Elektro, Haushalt, Textil, Accessoires, Bastel & Büro, Spiel und Spaß. Klingt nach einer bunten Mischung? Absolut! Das Glückslokal ist wild und wunderbar und das wird es natürlich auch bleiben, dennoch ist das Motto unseres Umbaus „Angleichung, Ruhe & Struktur, Flexibilität“ – Denn das eine muss das andere nicht ausschließen.

Wir sind wahnsinnig gespannt auf alles, was entstehen wird, motiviert, viele Ideen neu zu denken und schon sehr neugierig auf den kreativen Prozess!

Ein neues Leben

von Nina Lage-Diestel

Mittwochmittag im Glückslokal, zwei Vereinsmitglieder haben sich für Verschenk-Termine angekündigt und möchten einen ordentlichen Schwung aussortierter Schätze vorbeibringen. Eine Stunde später. Draußen nieselt es ins Grau hinein und ich stehe im bunten Chaos, umringt vom Inhalt etwa zehn Umzugskartons. Kleidung, Accessoires, Deko, Dinge zum Basteln, Ordnen und für die Küche – Es ist einfach alles dabei und ich probiere zu überschlagen, wie viele Glücksteile wohl grade abgegeben wurden, um in diesen Räumen ein neues Leben zu beginnen und von anderen Menschen entdeckt zu werden. Bei rund fünfzig höre ich auf zu zählen, um nicht bis morgen hier zu sitzen. Und staune wieder einmal, was für ein besonderer Umverteilungs-Kosmos das Glückslokal ist.

Wie viele aussortierte Dinge wohl jeden Monat den Weg zu uns finden? Fest steht: Es sind viele. Sehr viele! Wir Ehrenamtlichen checken mit zwei Augenpaaren jedes Glücksteil, sortieren ein und hängen auf. Manche Dinge verweilen nur ein paar Minuten in unseren Regalen, andere warten etwas länger auf ein neues Leben. Das, was bei uns nicht ausgesucht wird, wird dorthin weitergegeben, wo es einen guten Zweck erfüllen kann. Stadtmission, Tierheim, Obdachlosen-Hilfen, Kinderheime, Sozialdienste – Das Glückslokal-Universum ist deutlich größer, als es auf den ersten Blick scheint und viele Menschen haben etwas davon, wenn schöne und nützliche Dinge zum Verschenken bei uns abgegeben werden. Ein Team-Mitglied steckt seit vielen Jahren unermüdlich sehr viel Zeit und Liebe allein in die Aufgabe, für jedes bei uns zum Weitergeben ausgewählte Stück Glück genau den richtigen Ort zu finden und die Dinge umzuverteilen (Danke Eike, für alles <3!).

Wie viel Strahlkraft unsere Vereinsarbeit insgesamt hat und wie viele Menschen wir nicht nur in engeren, sondern auch weiteren Kreisen jeden Monat erreichen, können wir nur erahnen. Aber eins wissen wir ganz genau: Allein im Jahr 2021 haben unsere Vereinsmitglieder rund 20.000 Second-Hand-Schätzen nur über ihre Monatskontingente ein neues Leben geschenkt. 20.000 Dinge, die nicht im Müll gelandet sind, die nicht neu gekauft wurden und die uneigennützig abgegeben wurde, um anderen Menschen eine Freude zu machen. Und das ist eine Zahl, auf die wir alle stolz sein können.

Jahresrückblick

von Nina Lage-Diestel

Komm, wir huschen einmal gemeinsam durch das Jahr 2021 durch!

So richtig elegant startet 2021 nicht, denn wir dürfen zunächst nicht öffnen. Den Januar verbringen wir noch ein bisschen im Winterschlaf, im Februar werden wir eingeladen, einen Workshop für alle Bewerber*innen des Nachhaltigkeitspreises Schleswig-Holstein zu leiten. Damit verfliegt auch die Müdigkeit schnell, denn – aufregend – im März öffnen wir endlich! Eine ständige Überarbeitung des Hygienekonzepts beschert uns ab April zeitweilig ein sehr ungewohntes Besuchssystem mit buchbaren Terminen. Zumindest wird’s nicht langweilig und hey, sollten wir jemand Konzerte veranstalten, wissen wir nun, wie wir einen Online-Ticket-Shop einrichten! Im Mai dürfen wir das Glückslokal beim Online-VHS-Kurs „Klimafit“ vorzustellen und der Juni beschenkt uns mit den ersten zwei neuen Ehrenamtlichen des Jahres.

Im Juli ist es endlich so weit: Das Glückslokal kann wieder ganz spontan ohne Terminbuchung besucht werden! Überhaupt kommt wieder etwas mehr Schwung in die Bude, wir arbeiten nun immerhin mit drei Ehrenamtlichen bei den Öffnungszeiten zusammen, ein Vereinsmitglied hilft uns, einen neuen Social-Media-Plan zu erstellen und drei weitere neue Ehrenamtliche werden ins Team aufgenommen. Allerdings: Die Community schrumpft, im Juli sind wir insgesamt weniger als 700 Vereinsmitglieder, das gab es seit 2017 nicht mehr und ist schon ein bisschen traurig für uns. Aber wir lassen uns die Laune nicht trüben und feiern im August den Sommer bei einem schönen internen Team-Fest mit leckerer Pizza im Innenhof der Alten Mu und beim großen Alte-Mu-Sommerfest mit euch allen gemeinsam und geöffneten Glückslokal-Türen.

Ein Grund zur Freude ist außerdem unser neues Vereinskonto bei der GLS-Bank, auf dem im September schon die ersten Mitgliedsbeiträge eintrudeln. Wir gehen zusammen klimastreiken und begrüßen im Oktober zwei weitere neue Ehrenamtliche im Team. Gegen Ende des Jahres ist noch mal einiges los bei uns: Wir öffnen unsere Türen zum Alte-Mu-Herbstmarkt, eine Folge des Kieltopia-Podcasts mit dem Glückslokal als Gästin geht online und wir beginnen mit dem Verkauf der Verschenk-Mitgliedschaften als Weihnachts-Aktion. Und erneut: Es schließen sich zwei weitere Ehrenamtliche unserem Team an! Im Dezember starten wir an Weihnachten in unseren Winterurlaub und schließen das Jahr mit 772 Vereinsmitgliedern ab.

Zeit für Erinnerungen

von Nina Lage-Diestel

Einen Jahresrückblick wollte ich schreiben, aus Vereinssicht, Zahlen-Daten-Fakten für und mit dem Glückslokal – Und nun schwelge ich stattdessen bei einer Tasse Kakao in schönen Erinnerungen.

Wisst ihr noch im September, dieser eine Tag, an dem es absurd viel regnete und mittags wie durch Zauberhand die Sonne durch die Wolken brach und bis zum Untergang warm strahlte? Dieser eine Tag war der Tag des allerersten Glückslokal-Flow-Markts. Der Flohmarkt fühlte sich für mich wie ein minikleines Parkplatzgrau-buntes-Limo-Festival an und ich kaufte mir den schönsten selbstgenähten grünen Samtrock aller Zeiten, an dessen Saum ich seitdem so einige schöne Erinnerungen eingefangen habe (liebste Grüße an die Verkäuferin, die auch Vereinsmitglied ist ;)).

Und dann das Kiel-Kann-Mehr-Zukunftsfestival auf dem Blücherplatz im August! Auch an dem Tag zitterten wir noch bis ganz kurz vor dem Aufbau wegen einer Sturmwarnung – Und verbrachten den Tag im Sonnenschein mit so vielen netten Gesprächen und wurden nur später beim Abbau ein ganz klitzekleines bisschen nass.  Unsere Ausstellungspartnerin Charlotte von Sisu hatte einen Teil ihrer spannenden Ausstellung „Umkleiden“ mitgebracht und wir brachten einige Second-Hand-Schätze aus dem Glückslokal mit, um zu zeigen, wie gut Slow-Fashion in Kiel aussehen kann (Sehr sehr gut natürlich!).

Das dritte, was mir in den Sinn kommt, wenn ich 2021 Revue passieren lasse, ist gleich ein ganzer Schrank voller Erinnerungen an Momente mit anderen Ehrenamtlichen. Ihr Lieben, was für ein krass schönes gemeinsames Jahr!  Ich weiß nicht, wie es jeder Einzelnen von euch geht, aber ich habe mich auf alle ehrenamtlichen Schichten so sehr gefreut, auf jedes gemeinsame Aufräum-Date und ganz besonders auf die Sortier-Freitage, die meist mit einer kleinen Verkleidungs-Sause und Gruppen-Hut-Fotos endeten. Es war mir ein Fest mit euch! Dass wir dieses Jahr mit einem ehrenamtlichen Team von 24 tollen Menschen beenden, die regelmäßig in unterschiedlichen kleinen Schicht-Teams so gut zusammenarbeiten, sich zusätzlich privat helfen und unterstützen, wo es nur geht, ist nicht selbstverständlich – Wir sind eine Bande großer Glücks-Kekse! Auf dass dieses Glück uns hold bleibt!

Wenn ihr Zeit und Lust habt, setzt euch gemütlich hin, denkt an eure Stunden im Glückslokal. Mit wem hattet ihr schöne wertschätzende Gespräche? Über welchen Second-Hand-Fund habt ihr euch besonders gefreut? Welche Momente haben euch richtig zufrieden gemacht?