von Doris Steuer und Nina Lage-Diestel

Wie in jedem Jahr fand im November die Europäische Woche der Abfallvermeidung statt, dieses Jahr unter dem Motto „Nachhaltige Textilien: Wiederverwendung statt Verschwendung“. Passend dazu wurden wir von Bündnis eine Welt zum „Slow Fashion Samstag“ eingeladen und insbesondere die Diskussionen zu Menschenrechten und Umweltverschmutzung waren für uns noch einmal eine gute Erinnerung, warum es so wichtig ist, nach Möglichkeit Fast Fashion zu vermeiden. Als Fast Fashion wird Kleidung bezeichnet, die billig produziert wird und sehr schnelle Anpassung an Modetrends ermöglicht, sie ist zu günstigen Preisen zum Beispiel bei H&M oder Primark erhältlich. Die Kritik an Fast Fashion ist eindeutig: Überproduktion (sogenannte „Wegwerf-Mode“), mangelnde Qualität, hoher Ressourcenverbrauch und vor allem schwierige Arbeitsbedingungen für Textil-Arbeiter*innen.

Beim Slow-Fashion-Samstag durften wir CIR (Christliche Initiative Romero) kennenlernen, die sich für Arbeits- und Menschenrechte auch in der Bekleidungsindustrie einsetzt. CIR befragte u.a. Arbeiter*innen in Sri Lanka – die Ergebnisse sind erschreckend: „Über 50% der befragten weiblichen Beschäftigten machen mehr Überstunden als gesetzlich erlaubt“. Erlaubt ist eine maximale Arbeitszeit von 57 Stunden pro Woche einschließlich Überstunden. Die Befragten arbeiteten teilweise bis zu 80 Stunden pro Woche. Außerdem: „35 von 76 (46%) verdienen in der regulären Arbeitszeit weniger als den Mindestlohn.“ Der Mindestlohn beträgt 79€ für Arbeiter*innen im Bekleidungssektor. Nach Berechnung der Asia Floor Wage Alliance liegt der existenzsichernde Lohn bei 296€. Die Liste der Menschenrechtsverletzungen lässt sich ewig fortführen. 

Wir wissen, dass es politische Lösungen braucht, auch wenn die Verantwortung für Veränderung gerne uns Konsument*innen zugeschoben wird. Ein Sorgfaltspflichtengesetz, das Unternehmen zur Einhaltung der Menschenrechte in der gesamten Lieferkette verpflichtet, ist EU-weit in Planung. Das deutsche Lieferkettengesetz ist in Kraft, greift aber nur unter bestimmten Voraussetzungen (z.B. für Unternehmen mit mindestens 3000 Mitarbeiter*innen). Unser privater Konsum ändert nicht direkt die Textilindustrie, dennoch haben wir es selbst in der Hand, ob oder wie häufig wir in einen Fast-Fashion-Laden hereingehen, um Neuware zu kaufen. Lasst uns Second-Hand-Kleidung ein zweites Leben schenken, wann immer es uns möglich ist: Wiederverwendung statt Verschwendung!

Fast Fashion

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