von Nina Lage-Diestel
Dieses Jahr war es bereits am 4. Mai so weit: Deutscher Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day), wir haben innerhalb von nur 125 Tagen die Ressourcen, die uns eigentlich für ein ganzes Jahr zur Verfügung stehen, aufgebraucht. Uff. Wenn alle Bewohner*innen dieses Planeten derartig Ressourcen vergeuden würden, bräuchten wir die Fläche von drei Erden. Und nun? Nun leben wir auf Kosten zukünftiger Generationen und der Menschen im globalen Süden. Es gibt ein unangenehmes, aber treffendes Wort dafür: Externalisierung.
Externalisieren bedeutet hierbei, dass wir die negativen Auswirkungen unserer Art des Wirtschaftens nach außen verlagern, wir leben also auf Kosten anderer, unbeteiligter Dritter. Stephan Lessenich erklärt in seinem Buch „Neben uns die Sintflut“: „Die zentralen Begriffe einer Soziologie der Externalisierungsgesellschaft lauten dementsprechend Macht, Ausbeutung und Habitus.“ Und damit beschreibt er in wenigen Worten das ungleiche Verhältnis zwischen „uns“ im globalen Norden und „den anderen“ im globalen Süden, auf die wir unsere eigenen sozialen und ökologischen Schäden abwälzen.
Die Auslagerung der Kosten für unsere Lebensweise ist die eine Sache. Die Ausblendung der strukturellen Zusammenhänge eine andere. Lasst uns bitte nicht unsere Verantwortung in dieser Welt vergessen und nicht aufhören, die Systemfrage zu stellen. Denn: Externalisierungsstrukturen können nicht ausschließlich durch individuelles Konsumverhalten aufgebrochen werden, auch wenn individuelle kleine Schritte natürlich ein guter Anfang sein können. Aber eben nur ein Anfang.